Inhalt

Stadtrundgang Rugard

Der Rugard

Die höchste und weithin sichtbare Erhebung des Stadtgebietes ist mit rund 90 Metern über NN. Das Gebiet um die ehemalige slawische Burg „Rugard“ war bis 1830 unbewaldet und von allen Seiten sichtbar. Die Bezeichnung „Rugard“ verweist auf slawische Ursprünge und bedeutet soviel wie „Ort“ bzw. „Burg der Rüganer“. Der heute teilweise noch vorhandene Burgwall war eine Verteidigungsanlage mit einer Grundfläche von 200 mal 140 Meter. Ausgrabungen von 1977 belegen, dass der älteste Wall im 8. bis 9. Jahrhundert in Rostkonstruktion angelegt und 6 - 7 Meter breit war. Seine Außenfront war wenigstens 10 Meter hoch. Am Ende des 10. Jahrhunderts und zu Beginn des 11. Jahrhunderts erfolgte ein Umbau bzw. Neubau der Burg. Im darauf folgenden Jahrhundert wurde wahrscheinlich die kleinere Burganlage auf den Trümmern der älteren Burg als Sitz der Stammesfürsten von Rügen erbaut. Bereits 1190 sollte in der Nähe dieser Burg eine Residenz in Gestalt einer Pfalz entstehen. Die Aufgabe der Burg im Jahr 1285 steht im direkten Zusammenhang mit der Schenkung der dortigen Kapelle an das Bergener Kloster durch Fürst Wizlaw II. Um 1830 ließ der damalige Eigentümer, Fürst Wilhelm Malte zu Putbus, den Burgwall parkartig aufforsten. Einige 200-jährige Stieleichen im südwestlichen Teil des ehemaligen Burggeländes belegen dies eindrucksvoll. Das Waldgebiet lädt nicht nur zu ausgiebigen Wanderungen ein, sondern ist mit einem Hotel und einer Gaststätte, einer Freilichtbühne, einer Go-Kart- und einer Motocrossbahn sowie einer Sommerrodelbahn in allen Jahreszeiten ein beliebtes Naherholungsziel.

Der Ernst-Moritz-Arndt-Turm

Im Jahr 1869 reifte die Idee, dem Dichter und Denker Ernst-Moritz-Arndt auf seiner Heimatinsel zum 100-jährigen Geburtstag ein Denkmal zu errichten. Unter Führung des damaligen Landrates von Platen und des Bürgermeisters Dr. Richter bildete sich das „Komitee zur Errichtung eines Arndt-Denkmals“ und rief die deutsche Öffentlichkeit zum Sammeln von Beiträgen auf.

Der Fürst zu Putbus hatte dem Komitee ein ausgewähltes Landstück auf dem Rugard kostenlos zur Verfügung gestellt. Am 26. Dezember 1869 wurde die Grundsteinlegung unter großer Anteilnahme der Öffentlichkeit am 100. Geburtstag des Dichters vollzogen. Nach dem Deutsch-Französischen Krieg 1870 bis 1871 wurde ein Architektenwettbewerb ausgerufen. Der Berliner Architekt und Baumeister Hermann Eggert (1844 bis 1920) ging als Sieger aus diesem Wettbewerb hervor. Die Ziegel für den Bau stammten aus der Ziegelei Tegelhof auf Rügen und wurden zum Teil vom Fürsten zu Putbus kostenlos zur Verfügung gestellt. Die 79 Stufen wurden aus einem Findling herausgeschlagen, der sich in der Zirsevitzer Feldmark unweit von Bergen befand. Durch Spendengelder, die zum Beispiel durch Konzerte deutscher Sängervereine zusammengetragen wurden und durch die großzügige Gabe des Kaiser Wilhelms I. von 3.000 Mark,  konnte der Turm 1877 fertig gestellt werden. Um eine Flakstellung zur Abwehr von Angriffen der alliierten Mächte zu montieren, wurde 1944 die Kuppel entfernt. Von 1945 bis 1953 war der Turm durch die Rote Armee besetzt. Zwei Jahre später wurde die Plattform abgerissen und der Turm bekam eine neue Kuppel. Zum 125-jährigen Bestehen im Jahr 2002 hat der 27 Meter hohe Turm nach erfolgter Sanierung eine gläserne Kuppel erhalten. Bis dahin war der Blick, durch die inzwischen hoch gewachsenen Bäume des Waldes, sehr eingeschränkt. Auf Grund einer zusätzlichen Aussichtsebene ist jetzt ein Rundblick auf weite Teile der Insel möglich.

Die Freilichtbühne

In unmittelbarer Nähe des Ernst-Moritz-Arndt-Turmes befindet sich die Freilichtbühne. Sie wurde zu Zeiten des „Dritten Reiches“ als Versammlungsstätte errichtet, die dann in den 60-er Jahren zu einer Freilichtbühne umgebaut und als solche genutzt wurde. Anlässlich der Ostseewoche 1958 fanden hier das erste Mal größere Veranstaltungen statt. Nach grundlegender Sanierung in den Jahren 1995-1999 bietet heute die terrassenförmig angelegte Freilichtbühne rund 5000 Besuchern Platz.

Das Denkmal für die im Ersten Weltkrieg gefallenen Bergener Bürger

Dieses Denkmal befindet sich ebenfalls im Waldgebiet des Rugards und ist nach Entwürfen des Professor Janssens aus Stuttgart durch die Bergener Kunststeinfabrik Seifert errichtet worden. Es wurde am 20. November 1927 auf dem Krähenberg eingeweiht. 

Diese Gedenkstätte erweist den 206 im Ersten Weltkrieg gefallenen Bergener Bürgern die letzte Ehre. Die Namen sind auf den Stelen nicht mehr lesbar, Schmuck und Zierelemente fehlen.

Das „Franzosendenkmal“

Einige Schritte vom „Ernst-Moritz-Arndt-Turm“ entfernt, befindet sich das so genannte „Franzosendenkmal“ für die im Lazarett Bergen 1812 bis 1814 gestorbenen französischen Soldaten.

Der Mägdesprung

In unmittelbarer Nähe der Tennisplätze, nördlich des Weges nach Stedar, befindet sich ein großer Stein. Auf diesem findet man der Sage nach die Abdrücke eines Frauenfußes und Peitschenschläge. Es wurde erzählt, dass ein Junker an diesem Stein ein junges Mädchen traf, welches er mit Liebesbezeugungen bedrängte. Als die Magd keinen Ausweg mehr sah, sich seiner Nähe zu entziehen, sprang sie aus Angst von diesem Stein hinunter in das Tal. Der zornige Junker war außer sich und schlug mit seiner Pferdepeitsche auf den Stein.

Die Vieschstraße

Diese wurde um 1788 noch „Straße zur Burg“ genannt. Später wurde sie zur „Fiescherstraße“, weil auf ihr die Fischer über den Rugard zum kleinen ehemaligen Hafen nach Zittvitz gelangten. Die Vieschstraße schließt an den Markt an und verbindet mit ihrer Achse nördlich das Wohngebiet des Burgwalls und südlich das jüngste Wohngebiet die Eigenheimsiedlung „Granitzblick“.